Strategien für EULiST Micro Credentials
Micro Credentials können in allen Phasen des akademischen Lebens eingesetzt werden – vom Studienbeginn über Bachelor- und Masterstudium bis hin zur Promotion und in der beruflichen Weiterentwicklung. Sie bieten nicht nur den Teilnehmenden einen flexiblen und zielgerichteten Kompetenzerwerb, sondern ermöglichen auch den Hochschulen innovative Bildungsformate und eine stärkere internationale Vernetzung.
Anwendungsfelder von Micro Credentials
Micro Credentials lassen sich gezielt einsetzen, um strategische, akademische und gesellschaftliche Ziele zu erreichen – sowohl innerhalb der Hochschule als auch im internationalen und beruflichen Umfeld.
Zu den konkreten Einsatzmöglichkeiten zählen beispielsweise:
- den Einstieg in ein Studienprogramm erleichtern und den Studienerfolg fördern,
- gezielt auf einen Studiengang oder ein Forschungsfeld aufmerksam machen,
- Zusatzqualifikationen für regionalspezifische Kompetenzbedarfe anbieten,
- Kompetenzlücken für die Zulassung zu einem Masterprogramm schließen,
- Anwendungsfelder in der Industrie aufzeigen und so den Berufseinstieg unterstützen,
- Kooperationen mit internationalen Hochschulen etablieren,
- Promovierende durch hochspezialisierte internationale Programme fördern,
- ein Exzellenzfeld international sichtbar machen,
- und viele weitere Zielsetzungen verfolgen.
Micro Credentials strategisch entwickeln
Als kleine und hochflexible Formate eignen sich Micro Credentials besonders gut dazu, die übergeordneten Ziele der EULiST-Allianz zu unterstützen – etwa durch die Verbindung von Gesellschaft und Technologie, das Erproben neuer Lernformate oder das Schaffen neuer Lern- und Erfahrungsräume. Aus diesem Grund sollten Entwicklungsstrategien stets mindestens eines der übergeordneten Ziele in den Mittelpunkt stellen:
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Inhaltliche Zielsetzungen
Thematisch sollten EULiST Micro Credentials:
- spezialisierte Lerninhalte einzelner EULiST-Universitäten für andere zugänglich machen – idealerweise über Online- oder Hybridformate,
- zentrale globale Megatrends wie Globalisierung, Digitalisierung und Nachhaltigkeit aufgreifen,
- interdisziplinäre und transdisziplinäre Themen behandeln, die Gesellschaft und Technologie miteinander verbinden,
- Synergien schaffen, indem Beiträge mehrerer Universitäten kombiniert werden – mit einem Ergebnis, das mehr ist als die Summe seiner Teile.
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Strukturelle Zielsetzungen
Strukturell sollten sie:
- Studierende dazu befähigen, europaweit kollaborativ zu arbeiten und europäische Werte zu leben,
- die Erprobung flexibler Lehr- und Lernformate ermöglichen, z. B. Challenge-Based Learning,
- Studierenden vermitteln, dass Aufgaben in unterschiedlichen Ländern unter verschiedenen Rahmenbedingungen gelöst werden müssen,
- Studierenden und Lehrenden neue Erfahrungen in virtuellen Räumen oder anderen zukunftsorientierten Kontexten ermöglichen.
Veranstaltungsformate im Überblick
Diese Überlegungen führen zu einer Vielzahl geeigneter Veranstaltungsformate:
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Digitale Vorlesungen
die an EULiST-Universitäten besonders vertreten sind, z. B. Künstliche Intelligenz oder Energiewende – offen für alle Studierenden, Lehrenden und Forschenden.
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Summer/Winter Schools
im Ausland oder als Blended Intensive Programmes (BIPs) mit Challenge-Based Learning und Aufgaben aus Unternehmen; Unternehmensvertretende und Lehrende bilden die Prüfungskommission – für EULiST-Studierende verschiedener Studiengänge (Bachelor/Master oder gemischt).
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Summer/Winter Workshops
in hochspezialisierten Forschungsfeldern, z. B. im Kontext von Exzellenzclustern – zur Förderung von Promovierenden und Early Career Researchers.
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Kombinierte Module als Zusatzqualifikation
aus verschiedenen EULiST-Universitäten, die gemeinsam eine Zusatzqualifikation ergeben – für Studierende ausgewählter Studienprogramme.
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Forschung & Publikationskompetenz
durch kompaktes Training z. B. über EULiST-Bibliotheken – für Studierende, Lehrende, Forschende und Mitarbeitende.
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Re- und Up-Skilling-Kurse
zur Entwicklung neuer oder vertiefter beruflicher Kompetenzen – für Absolvierende und Berufstätige.
Beispielhafte Micro Degree Programme der EULiST-Allianz
Die folgenden Beispiele zeigen, wie EULiST Micro Degree Programme thematisch gestaltet und international vernetzt umgesetzt werden können.
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Good Friends – Modell Eins: Erneuerbare Energien
- Zwei oder drei Universitäten aus unterschiedlichen Ländern kooperieren im Bereich der Transformation von Energiesystemen.
- Zwei bestehende Module werden eingebracht, ein drittes Modul wird speziell für diese Zusammenarbeit entwickelt.
- Diese drei Module werden als Micro Credentials definiert und können zu einem internationalen Micro Degree im Bereich Erneuerbare Energien (15 ECTS) kombiniert werden.
- Die Micro Credentials können teilweise als Blended-Intensive-Programme (BIP) durchgeführt werden.
- Studierende und Lehrende profitieren davon, gemeinsam an einem Thema zu arbeiten und dabei unterschiedliche nationale Kontexte kennenzulernen.
- Innerhalb dieses Rahmens können auch neue Lehr- und Lernformate wie Challenge-Based Learning erprobt werden.
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Good Friends – Modell Zwei: Forschung im Bereich Bioenergie
- Zwei oder drei Universitäten aus unterschiedlichen Ländern kooperieren in einem hochspezialisierten Forschungsfeld der Bioenergie.
- Jede der Universitäten bietet nationale Studienprogramme an, doch keine verfügt allein über die Ressourcen, ein vollständiges Masterprogramm in diesem spezialisierten Bereich zu entwickeln.
- Gemeinsam entwickeln sie Micro Credentials im Bereich Bioenergie, die zu einem internationalen Micro Degree „Research in Bioenergy“ (15 ECTS) kombiniert werden können.
- Die Forschungsaktivitäten sind als Summer Schools organisiert und werden durch konzentrierte Kurzaufenthalte in den Laboren der Partneruniversitäten ergänzt.
- Die Micro Credentials können auch im Rahmen eines Promotionsprogramms erworben werden – als Instrument zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses und zur Stärkung des internationalen Wissensaustauschs.
- Die Studierenden schließen mit einem Master of Science sowie einem internationalen Micro Degree in diesem spezialisierten Forschungsbereich ab.
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Good Friends – Modell Drei: Europäisches Netzwerk für Nuklearenergie
- Drei Universitäten aus drei verschiedenen Ländern bieten Studienprogramme im Bereich Energie an, jedoch verfügt nur eine über ein spezialisiertes Masterprogramm im Bereich Nuklearenergie.
- In zwei der drei Länder ist die Nutzung von Kernenergie gesetzlich ausgeschlossen. Dennoch werden zentrale Themen wie Sicherheit und Endlagerung in die Studienprogramme integriert, da sie unabhängig von der Energiepolitik fachlich relevant bleiben.
- Ziel der Kooperation ist es, ein hohes Kompetenzniveau im Bereich Nuklearenergie in Europa zu sichern und weiterzuentwickeln – durch gebündelte Expertise, die keine einzelne Universität allein leisten könnte.
- Gemeinsam entwickeln die Universitäten Micro Credentials, die zu einem internationalen Micro Degree „Nuclear Energy“ mit einem Umfang von 30 ECTS kombiniert werden können. Perspektivisch kann daraus ein vollständiges Masterprogramm entstehen.
- Jede Universität bringt mindestens ein Modul ein, das spezifische Aspekte der Nuklearenergie abdeckt – etwa Produktion, Entsorgung oder Aufsicht.
- Die enge Zusammenarbeit mit Industriepartnern stellt sicher, dass Absolvierende vielfältige Berufsperspektiven in nationalen und internationalen Anwendungsfeldern haben.
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